1917, 1968 und 2018 ff. Bini Adamczaks Beziehungsweise Revolution
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Abstract
In der Revolution trifft sich das Persönlichste mit dem Allgemeinsten, Emotionalstes mit Rationalstem. Das ist – so die grundlegende Annahme von Bini Adamczaks Buch Beziehungsweise Revolution (2017) – der Tatsache geschuldet, dass Revolutionen „ein Verlangen nach und zugleich ein Ausdruck von veränderten Beziehungen“ (260) sind. Denn Beziehungsweisen betreffen die individuellsten wie die allgemeinsten Momente der Gesellschaft – und damit den Punkt, an dem diese grundlegend verändert werden kann. Der erste Teil des Buchs widmet sich entsprechend der Revolution als Beziehungsweise anhand des historischen Fallbeispiels der Oktoberrevolution von 1917. Dieses wird im zweiten Teil mit der 1968er-Bewegung verglichen, woraus eine Art historische Soziologie revolutionärer (und postrevolutionärer) Geschlechterverhältnisse resultiert. Der dritte Teil gibt eine knappe Darstellung der allgemeinen Begriffe einer Theorie der Revolution als Beziehungsweise und wirft damit die Frage nach ku?nftigen Alternativen zu 1917 und 1968 auf. Und die Alternative liegt in der Art der Beziehungsweise selbst: Blieb 1917 letztlich auf die allgemeinsten Beziehungen fixiert, so 1968 auf die persönlichsten. Doch die emanzipatorische Bewegung der Revolution – ja vielleicht sogar jeder Politisierung – u?berschreitet diese Grenzen: „Aus Fremden werden dann Unterstu?tzerinnen, aus Kolleginnen Genossinnen [...]. Die Bewegung der Solidarisierung u?berschreitet Milieu-, Schicht- und Klassengrenzen“ (259).