Kollektivbildungen oder über nicht erzählte Karrieren Interview mit Connie Ramos
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Abstract
Undercurrents: Wie hast du dich zu Beginn deines Studiums fu?r ein Fach entschieden?
Connie Ramos: Ich habe 1981 angefangen in Bochum Sozialwissenschaft, Germanistik und Italienisch zu studieren. Der Grund dafu?r war, dass fu?r mich soziale Bewegungen und Literatur schon immer aufs Engste zusammen gehört haben. Als Kind hat mir meine, allerdings eher heimlich, feministisch angehauchte Mutter alle möglichen Bu?cher von Christine Nöstlinger besorgt. Schon fru?h war fu?r mich Literatur damit ein Mittel, unser Zusammenleben in einer Gesellschaft zu thematisieren, aber auch soziale Fakten emanzipatorisch umzudeuten. In meiner Jugend habe ich dann vor allem die kanonischen, zumeist männlichen Autoren im Bu?cherregal meiner Eltern gelesen, Borges, Zola, Kafka, …
Nachdem ich schon mit 16 von zuhause aus und in eine Kommune gezogen bin – u?brigens haben meine Eltern mich dabei unterstu?tzt und mir vollkommen vertraut, das Richtige zu tun, was u?berhaupt keine Selbstverständlichkeit war – haben sich meine Lektu?ren sozusagen linksradikalisiert. Weil ich drei aus Turin kommende Mitbewohnerinnen hatte, waren viele italienische Titel dabei: Nanni Balestrini, Mariarosa della Costa, Silvia Federici, Wanda Tommasi, Chiara Zamboni. Die feministische Science Fiction wie Marge Piercys Woman on the Edge of Time oder die Ariadne-Krimi-Reihe, die Frigga Haug im Argument-Verlag gegru?ndet hat, waren auch sehr prägende Lektu?ren.
Fu?r Bochum habe ich mich letzten Endes entschieden, weil es zugleich moderne Reformuni war, und dabei nicht nur auf Studierende aus dem Bu?rgertum ausgerichtet war. Das hat mich u?berzeugt.